Was wäre ein Urlaub in den Bergen ohne ein paar gescheite Wanderungen? Südtirol ist Bergfreunde ein wahres Paradies: schroffe Berggipfel, sanfte Almen und allerlei Einkehrmöglichkeiten… also schnell die Wanderschuhe geschnürt und ab in die Natur!
Wir haben uns auf unserem ersten Trip durch diese norditalienische Region vor allem an den „klassischen“ Empfehlungen orientiert. Da wir jedoch auch feststellen musste, dass während unseres Aufenthalts im Mai noch zahlreiche Wanderungen und Pässe gesperrt waren (mehr dazu hier: Zwischen geschlossenen Hütten und überfüllten Stellplätzen: Wann ist die beste Reisezeit für Südtirol?), waren wir gezwungen, die eine oder andere Tour abseits von Drei Zinnen und Langkofel zu recherchieren. Was wir gefunden haben, hat uns begeistern, von daher hier unsere Top 3 Wanderungen für Südtirol:
Platz 3: Rastenbach-Klamm
Schon wenige Meter vom Parkplatz entfernt taucht man in eine andere Welt ein: Der Wald wird dichter, das Grün rückt von allen Seiten näher und das Plätschern des Rastenbachs wird immer lauter. Und so geht es weiter durch den Wald, bis man den kleinen Wasserlauf erreicht, dann diesen entlang bis sich langsam die Felswände aus dem sanften Waldboden zu erheben scheinen. Erste Brücken führen über den Bachlauf und wenige Meter wieder zurück, dabei rücken die Wände der Klamm immer näher, bis man schließlich an den engsten Stellen quasi über dem Wasser läuft, Treppen hoch- und runtersteigt, bis man schließlich am sicherlich beeindruckendsten Abschnitt angelangt. Scheinbar aus dem Nichts öffnet sich das tiefe Grün des Waldes und gibt den Blick frei auf den Kalterer See, der einige hundert Meter unter uns in der Sonne liegt. Von hier aus kann man sowohl den Blick nach vorne auf die Berg- und Seewelt genießen, als auch den Blick auf den Rastenbach, der hier in mehreren kleineren Wasserfällen seinen Weg hinunter Richtung See sucht. Nach einer kleinen Rast ist es Zeit für den Rückweg, der sich hier als Runde durch den Wald anbietet. Oder man steigt einfach nochmal die Stiegen hinauf durch die Klamm, deren Besuch sich sicherlich mehr als einmal lohnt. Offizielle Infos zur Wanderung gibt’s hier: LINK



Platz 2: Geisler-Gruppe
Tagelang hatte ich geplant und mich gefreut auf diese Wanderung. Auf den Bildern und in den Blogs sah es atemberaubend aus, die Umrundung des Würzjochs. Und wie es manchmal so ist, fand ich die entscheidende Info erst auf der allerletzten aller besuchten Webseiten: Der Wanderweg war wegen Witterung gesperrt.
Also musste zügig eine Alternative ran und die fanden wir in der unmittelbaren Nähe des Würzjoch. Von St. Peter aus verlässt man die Landstraße und biegt ein in eine kurvige Bergstraße, die zu früher Stunde zum Glück keinen Gegenverkehr zu bieten hatte. 15 Minuten später endet die Straße in Zans, wo sich einige Parkplätze um ein Info-Zentrum und zwei Hütten gruppierten. Von hier aus sollte es losgehen, eine Wanderung die so unscheinbar begann, aber uns letztlich nur umso mehr begeisterte. 13 km führt der Adolf-Munkel-Weg an den Fuß der Geisler-Gruppe, die sich majestätisch vor den Wanderden aufbaut. Die Gipfel des Massivs reichen bis über 3000m hoch und niemand geringerer als Reinhold Messner kann hier zahlreiche Erstbesteigungen für sich verbuchen. In den 60er-Jahren macht der heute legendäre Bergsteiger mit Touren in diesen Bergen erstmalig auf sich aufmerksam.
Wir ließen es deutlich ruhiger angehen und folgten dem Wanderweg weiter entlang des Massivs durch einen Wechsel von alpinen Wäldern und Hochwiesen. Etwa zur Hälfte des Weges findet sich ein passender Einkehrpunkt mit besonderem Ambiente: die Geisler-Alm hat auf einem Hang einige Sitzmöglichkeiten fest montiert und wirbt mit dem „Geisler-Kino“. Definitiv ein Besuch wert, denn von hier hat man einen unglaublichen Ausblick auf das gesamte Panorama der Bergkette. Im Mai hatte die Alm selbst leider noch geschlossen, also prüft in der Nebensaison besser vorher die Öffnungszeiten: LINK



Die zweite Hälfte der Wanderung ist weniger spektakulär, führt aber dennoch sehr malerisch durch die schöne Wald- und Wiesenlandschaft zurück Richtung Zans. Nach ca. 4,5 Stunden hat man die gesamte Runde geschafft und kann sich vor der Abfahrt noch an einer der beiden Hütten vor Ort stärken. Alle Infos zur Wanderung gibt’s hier: LINK
Platz 1: Sorapis-See
Auf manche Sachen kann man sich nur bedingt vorbereiten, egal wie viele Bilder man sich vorher angeschaut hat. Und wir haben viele Bilder vorher gesehen, die den Sorapis-See in seiner ganz eigenen Art zeigen: komplett entlegen, von schroffen Berggipfeln umringt und vor allem… strahlend türkis. Wie bei vielem, was man im Internet und vor allem auf Social Media so sieht, waren auch wir zunächst skeptisch, ob die Realität hier mithalten kann. Wir waren schlichtweg nicht bereit für das, was uns am Ende dieser Wanderung erwartete…
Die Wanderung startet an einem Parkplatz an der Landstraße SR-48. Dort findet sich auch ein wenig Gastronomie und ein Hotel, die meisten Wanderden schienen jedoch an diesem Tag mit dem Auto anzureisen. Hier empfiehlt sich, wie so oft, nicht zu spät zu starten, da hier hauptsächlich entlang der Straße geparkt wird und dann die Plätze naturgemäß begrenzt sind. Die Wanderung selbst führt einen ohne große Umschweife in die Südtiroler Bergwildnis, gute 5km und 300 Höhenmeter entlang atemberaubender Aussichten und durch dichte Wälder. Die Wanderung ist nicht sonderlich herausfordernd, für manche Abschnitte ist aber eine gewisse Schwindelfreiheit empfehlenswert.



Nach etwa zwei Stunden biegt man in einen hochgelegenen Talkessel ein, überwindet noch eine letzte Steigung vorbei an der Vandelli Hütte (LINK) und plötzlich steht man am Ziel, dem Ufer des Sorapis-Sees. Auf knapp 2000 Metern liegt hier ein Bergsee unvergleichlicher Art, mit einer Türkisfärbung, die auf Kalkablagerungen und abgetragenen Gesteinstaub zurückgeht. Schmelzwasser aus dem nahegelegenen Sorapisgletscher sorgt für den Zufluss, im Sommer jedoch kann der See durch Verdunstung nahezu verschwinden, während er im Winter bis ins Frühjahr hinein gefriert. Die Farbe des Sees ist wiederum auch stark abhängig vom Wasserstand und natürlich spielt auch die Sonneneinstrahlung noch eine Rolle. Wir haben den Ausblick als unglaublich beeindruckend wahrgenommen und setzen damit die Wanderung hierhin klar auf den ersten Platz.

Auf Komoot findet sich eine passende Wanderung hier: LINK
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