Seit Jahren ist Ende Mai für uns eine beliebte Reisezeit: meist befinden wir uns außerhalb der Ferien, an den Zielen ist es noch nicht zu voll und praktischerweise lässt sich so auch Lenas Geburtstag unterwegs feiern. So sind wir im europäischen Kontext schon oft gut gefahren mit diesem Zeitraum. Auch diesmal, als es für uns Richtung Südtirol ging?

Um es ganz direkt vorweg zu sagen: wir waren überrascht, wie viele Schwierigkeiten wir im Mai in der Region hatten. Dass die Temperaturen je nach Stellplatzlage nachts schon einmal gerne Richtung Gefrierpunkt gehen können, während die Wetterapp einen mit Tagestemperaturen von 24 Grad im Tal lockte, haben wir in unserem Camper Lutz noch so einigermaßen kompensieren können. Auch wenn wir definitiv anders gepackt hätten, wenn wir das vorher so gewusst hätten. Aber viel gravierender ist, dass der Mai genau im „Saisonloch“ der Region zwischen Sommer und Winter liegt. Das sorgt zwar dafür, dass die Touristenströme ausbleiben, allerdings auch aus gutem Grund: viele der Passstraßen sind noch gesperrt, etliche Wanderwege ebenfalls und zahlreiche Gondelbahnen gönnen sich eine sicherlich wohlverdiente Pause zwischen den Saisonen. So wären wir z.B. gerne um die berühmten Drei Zinnen (LINK) gewandert, eine der eindrucksvollsten Wanderungen der Region. Doch leider war auch hier die Passstraße noch gesperrt und eine Aussage, wann diese öffnen würde, traute sich vor Ort niemand zu. Ebenso wollten wir gerne die Langkofel-Umrundung machen (LINK), deren Zustieg man mit einer urigen Kabinen-Gondelbahn erreichen kann: ebenfalls geschlossen. Die Seiser Alm (LINK) haben wir zwar erwandert, doch auch hier ist in der Nebensaison von sonst neun Gondelbahnen nur die Bahn aus St. Ulrich als einzige aktiv.

Doch natürlich hat die Off-Season auch einen ganz klaren Vorteil: Es sind deutlich weniger Touristen unterwegs als in den Winter- und Sommermonaten. Und insbesondere wenn man sich durch Reiseberichte für Juli-September liest, fällt eines immer wieder auf: es kann richtig, richtig voll werden. So können Stellplätze teilweise über Wochen ausgebucht sein und insbesondere die beliebtesten Attraktionen der Gegend sind überlaufen. Denn dann heißt es zum Beispiel am Pass zu den Drei Zinnen wieder: geschlossen. Nicht wegen Schnee und Eis, sondern weil nur eine begrenzte Anzahl an Fahrzeugen durchgelassen wird, um die Parkkapazitäten am Ende der Passstraße nicht zu überlasten. Gleiches blüht Reisenden am beliebten Pragser Wildsee sowie an zahlreichen anderen Hauptattraktionen der Region. Im Mai hingegen konnten wir problemlos zu allen Highlights ohne Voranmeldung und quasi „vor die Tür“ fahren, da weder Staus noch überfüllte Parkplätze ein Problem waren.

Ebenso wie die Besucherzahlen entwickeln sich natürlich auch die Preise in der Hauptsaison deutlich nach oben, so dass man bspw. für eine Nacht auf dem Campingplatz in der Kernzeit Juni bis September bis zu 40% mehr bezahlt als in der Nebensaison. Und hierbei muss man schnell sein, denn oft sind die Unterkünfte und Stellplätze über Wochen im Voraus ausgebucht. Ein weiteres Detail: beträgt der Mindestaufenthalt in der Nebensaison auf vielen Campingplätzen schon stolze drei Tage, steigt dieser im Sommer gerne einmal auf 7 Tage Mindestverweildauer an. Das muss einem auch erst einmal ins Urlaubskonzept passen, wenig Freiheit für diejenigen, die gerne alle zwei Tage woanders ihre Zelte aufschlagen.
Fazit
Grundsätzlich von einem Besuch Südtirols im Mai (und damit in der Nebensaison) abzuraten, würde auch wiederum zu weit gehen. Das Wetter ist einigermaßen stabil, für Wanderungen sehr angenehm und insbesondere die geringen Touristenzahlen sind ein starkes Argument für diesen Monat. Allerdings sollte man sich ganz bewusst vorbereiten: Welches Wetter erwartet mich? Welche Unterkünfte/Stellplätze und auch Attraktionen haben überhaupt geöffnet? Welche Straßen sind ggf. aktuell noch gesperrt? Hat man sich nicht entsprechend vorbereitet, wird man ggf. davon enttäuscht, bestimmte Wanderungen nicht machen zu können. Insbesondere Highlights wie die Drei Zinnen sollten dann doch unbedingt in der Hauptsaison eingeplant werden, auch wenn man sich dann natürlich die Region mit vielen anderen Reisenden teilen muss.
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